Viele Brautpaare stellen sich zu Beginn ihrer Planungen die Frage: Wieviel kostet eigentlich ein/e Hochzeitsfotograf*in? Nach den ersten Recherchen stellen sie häufig fest, dass Stundensätze zwischen 200,- und 300,- € durchaus marktüblich sind. Zumindest wenn man den Gesamtpreis durch die Anzahl der fotografierten Stunden vor Ort teilt. Allerdings kann man diese Rechnung so nicht anstellen.
Am Beispiel eines/er Nachrichtenmoderators/*in versuche ich das einmal zu erklären. Die Tagesthemen dauern in der Regel 30 Minuten. Bekommen Ingo Zamperoni oder Jessy Wellmer ihr Gehalt für 30 Minuten Arbeit am Tag? Nein, natürlich nicht. Denn sie sind den ganzen Tag im Sender, sichten mit der Redaktion die Nachrichtenlage, wählen die Themen für die Sendung aus und schreiben ihre Moderationen usw.. Die Sendung am Abend ist vielmehr die Präsentationsphase dieses Prozesses. Ähnlich verhält es sich bei einem Hochzeitsfotografen, wenngleich der Großteil der Arbeit hier nicht vor, sondern nach der Hochzeit anfällt.
Der Stundensatz eines Hochzeitsfotografen wirkt also zunächst hoch, wenn man sie nur auf die Stunden vor Ort bezieht. Doch die Arbeit beginnt weit vor der Hochzeit mit Planung, Gesprächen und Ortsbesichtigungen und erstreckt sich danach über die aufwendige Sichtung bis zur abschließenden Bearbeitung der Aufnahmen.
An einem achtstündigen Hochzeitstag entstehen tausende Bilder, da Emotionen und flüchtige Momente präzise eingefangen werden müssen. Menschen bewegen sich, blinzeln oder reagieren spontan – daher braucht es viele Aufnahmen, um die schönsten Bilder zu finden. Die Sichtung allein nimmt so viel Zeit in Anspruch wie die Fotografie selbst, und die Bearbeitung dauert sogar doppelt so lange. Faktoren wie Lichtverhältnisse, störende Hintergründe oder glänzende Haut erfordern Anpassungen, um eine einheitliche Bildsprache zu schaffen. Eine achtstündige Hochzeitsbegleitung kommt durchaus auf über dreißig Stunden Gesamtarbeitszeit. Teilt man nun den Preis einer Hochzeitsreportage nun durch diese Stundenzahl, ergibt sich ein ganz anderes Bild.
Stellt sich abschließend die Frage:
„Wenn der Fotograf nicht zum Schnäppchenpreis zu haben ist, kann uns doch auch Onkel Fritz fotografieren. Der hat doch auch eine gute Kamera!“. Selbstverständlich möchte ich Onkel Fritz nicht absprechen fotografieren zu können. Man darf jedoch nicht glauben, dass eine gute Kamera per sé gute Bilder macht. Hochzeitsfotografie hängt nicht allein von einer guten Kamera ab, sondern vor allem von der Erfahrung und einem geschulten Blick. Wenn ich mich in einen Formel 1 Wagen setze, werde ich auch nicht automatisch ein zweiter Michael Schumacher.
Die Erinnerung an den Hochzeitstag bleibt durch Fotos für die Ewigkeit bestehen, während die Musik oder das Kleid nur für den Moment wirken. Die Wahl liegt also beim Brautpaar, was ihnen diese Erinnerungen wert sind. Ansonsten gibt es ja noch Onkel Fritz.